Donnerstag, 27. September 2012

Jenseits des Tales

  Jenseits des Tales standen ihre Zelte
zum Abendhimmel quoll der Rauch
//: Das war ein Singen im ganzen Heere
    und ihre Reiterbuben sangen auch. :\\

Sie putzten klirrend am Geschirr der Pferde,
es tänzelte die Marketenderin
//: Und unterm Singen sprach der Knaben einer:
  „Mädel, du weißt´s wo ging der König hin? :\\

Diesseits des Tales stand der junge König
und griff die feuchte Erde aus dem Grund
//: Sie kühlte nicht die Glut der heißen Stirne,
    sie machte nicht sein krankes Herz gesund. :\\

Ihn heilten nur zwei jugendfrische Wangen
und nur ein Mund, den er sich selbst verbot.
//: Noch fester schloss der König seine Lippen
    und sah hinüber in das Abendrot. :\\

Jenseits des Tales standen ihre Zelte,
zum roten Abendhimmel quoll der Rauch,
//: Und war ein Lachen in dem ganzen Heere
    und jene Reiterbuben lachten auch. :\\


Im Abendrot stehen die Zelte des Heerzugs, am Berg auf dem Bergkamm am Tals. Der Wald wirft schon Schatten und der Rauch der Feuer steigt zum Himmel. Die Männer sind froh und ausgelassen, sie scherzen, lassen Würfel rollen und singen ihre Lieder. Selbst die Knechte sind froh und lachen über die Marketenderin, die wieder einmal versucht sich an einen der edlen Herren heranzumachen. Sie pfeifen und lachen und singen ein zotiges Lied, während sie am Feuer das klirrende Zaumzeug putzen. Eine Magd läuft mit einem Weinkrug an ihnen vorbei, eine der Knechte packt sie im gehen am Arm. „Wo ist der König? Sollte er nach so einem Sieg nicht bei seinen Männern sein?“ Sie weiß es nicht. „Ha, wahrscheinlich träumt er wieder von einer der Mägde!“ Gelächter erschallt an den Feuern. Die Magd wendet sich ab und schaut zur anderen Seite des Tals. Eine Träne rinnt ihre Wange hinab.

Das Gelächter schallt durch das Tal und auch der König hört es auf der anderen Seite. Er hört es steht dort oben auf dem Kamm, im letzten Schein der untergehenden Sonne. Er sieht den Rauch zum Himmel steigen, sieht die Pferde und Männer wie kleine Figuren sich im Lager bewegen. Er steht dort oben und blickt still hinab, denkt an das blonde Haar, die rosigen Wangen, die vollen Lippen. Er weiß, dass er sie nicht wieder sehen darf, doch die Glut brennt weiter in ihm, sie frisst ihn auf. Er greift nach der feuchten Erde, murmelt ihren Namen, versucht die Hitze seiner Jungen Stirn zu kühlen und weiß doch, dass nur Sie das Feuer löschen kann. Doch das kann nicht passieren, er darf nicht. Das Lachen schallt wieder und ihm kommt es vor als würde es nur ihm gelten, als lache die ganze Welt über seine Verzweiflung.

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